Der „kleine“ europäische Kongress für Kleintierorthopädie, mit immerhin 100 Teilnehmern aus allen europäischen Ländern aber auch die USA und Japan waren vertreten, fand dieses Jahr in Mailand statt. Donnerstag und Freitag sind die klassischen Tage an denen Kurse abgehalten werden, um Operationstechniken zu erlenen. Ein sehr interessantes Thema war in einem Kurs die Früherkennung von Hüftgelenkdysplasie. Diese sollte mit 4-6 Monaten durchgeführt werden, damit rechtzeitig eingegriffen werden kann, bevor das Gelenk zerstört ist, was oftmals bereits mit einem Lebensjahr der Fall ist. Bestehen bereits im Röntgen erkennbare Veränderungen, so kann nur noch eine künstliche Hüfte helfen. Interessanterweise scheint in den meisten europäischen Ländern die Denervation der Hüfte oder die Golddrahtakupunktur keine Rolle zu spielen und die Spezialisten sind sich einig, dass eine Entfernung des Hüftkopfes (Femurkopf-Hals Ostektomie) vermieden werden sollte nur als letzter Ausweg (z.B. falls eine künstliche Hüft wieder entfernt werden muss), wie in der Humanmedizin. Weiterhin scheint die künstliche Hüfte bei den Kollegen im Ausland eine anerkannte und häufig durchgeführte Methode zur Behandlung Hüftarthrose, Schmerzen und Bewegungseinschränkung. In Deutschland dagegen gibt es eine nicht verständliche Ablehnung der künstlichen Hüfte beim Hund, obwohl es in der Humanmedizin den Standard darstellt. Für eine erfolgreiche künstliche Hüfte beim Hund scheint die Qualität der Implantate, zementfrei und die Qualität des Chirurgen eine entscheidende Rolle zu spielen, um ein gutes klinisches Ergebnis zu erzielen. 

Dr. Winkels, der selber 2 Kurse (CUE- Caniner Unicompartimenteller Ellbogen; TPLO mit interner Stabilisierung) gegeben hat schätzt vor allem den Austausch mit den anderen führenden Spezialisten in Orthopädie. Am Samstag fand der Vortragstag „All about cruciate“ (Alles über Kreuzbandriss) statt. Verschiedene Techniken zur Versorgung eines vorderen Kreuzbandrisses wurden vorgestellt, wobei sich abzeichnet, dass v.a. die TPLO (Tibia Plateau Leveling Osteotomy) derzeit die beste Methode darstellt. Dabei ist TPLO nicht zwingend gleich TPLO. Es können viele Fehler gemacht werden, es gibt verschiedenste Implantate und diese Technik kann mit anderen Techniken kombiniert werden. Interessanterweise erkennt man derzeit das die TPLO auch bei kleinen Hunden (< 10 kg) einen klaren Vorteil zu den klassischen Techniken hat. Dr. Philipp Winkels sprach in seinem Vortrag über die neusten Entwicklung zur Meniskusdiagose und –chirurgie. Derzeit kann klar gesagt werden, dass die Arthroskopie (Gelenkspiegelung) dem klassischen Gelenkschnitt klar überlegen ist, um Meniskusschäden  zu entdecken und zu therapieren.

Dieses Treffen ist vor allem auch ein sehr guter Austausch zwischen europäischen Spezialisten. Im Bild sieht man Dr. Winkels mit Frau Prof. Bernadette van Ryssen (Universität Ghent), die als Mutter der Arthroskopie in Europa gilt.

Insgesamt zeigt die aktuelle Forschung, dass sich Qualität auszahlt. Allerdings hat Qualität seinen Preis, der sich jedoch für unsere tierischen Patienten auszahlt. 

Das 10. VA³ Symposium: das erste Mal in Europa (München), die höchste Teilnehmerzahl (Europa, USA, Japan), in nur 2 Wochen ausgebucht. Die Organisatoren Prof. Böttcher (Uni Leipzig), Prof. Pozzi (Uni Zürich), Dr. Winkels (Erftstadt) haben ein straffes Programm zusammengestellt. Im 10-15 Minuten Takt wurden die neusten teilweise unveröffentlichten Entwicklungen im Bereich Ellbogentherapie, Hüfte und Knie beim Hund in 2 Tagen vorgestellt. Das Einzigartige an diesem Treffen ist sein spezielles Format: Auch wenn es Teilnehmer gab die Vorträge gehalten haben, so gilt hier das Konzept „Jeder ist Student – jeder ist Lehrer!“. Die Zweite Hälfte des Tages wurde dann in einem bestens ausgestatteten WetLab, in dem normalerweise Humanchirurgen ausgebildet werden, um die neu gewonnene Theorie umzusetzen.  Hier wurde viel Zeit verbracht, um sich auszutauschen und um zusammen zu operieren. Nächstes Jahr findet dieses spezielle Treffen wieder in den USA statt, um dann in 2017 unter der Leitung von Dr. Winkels wieder nach Deutschland zu kommen. Man kann gespannt sein. 

Am 10. September 2015 trifft sich wieder Europas Kleintierorthopäden-Elite in Mailand zu Kursen und Seminaren. Hierzu wurde Dr. Philipp Winkels als Instruktor eingeladen und als Redner am letzten Tag des Kongresses. Sein Lieblings-Thema: "Meniskuschirurgie beim Hund". Die internationalen Redner versprechen ein großartiges Treffen.

Das erste Wochenende im Juli ist für einen Diplomate ECVS fest ausgebucht, denn dann trifft sich das „College“ zu seiner Chirurgen-Fachtagung – dieses Jahr in Berlin. Neben klassischen Themen der Weichteilchirurgie und Orthopädie wurde sich intensiv mit der Frage: was ist in der Kleintierchirurgie denn überhaupt wissenschaftlich bewiesen? Es geht in der Kleintiermedizin immer mehr dahin Diagnosen und Therapien zu hinterfragen nach auf Nachhaltigkeit und belegbaren Erfolg anhand objektiv nachvollziehbarer Daten zu überprüfen (Evidenz basierte Medizin). Nur durch fundierte wissenschaftliche Untersuchungen lässt sich dies herausfinden. Aussagen wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ oder die Erfahrungen eines einzelnen zählen nicht sehr viel.

Interessant war auch, dass mittlerweile immer mehr sportmedizinische Themen Einzug in der Chirurgie Einzug halten, sei bei der Frage nach spezifischen Schulterverletzungen oder im Bereich der regenerativen Medizin. Abgesehen davon, dass Berlin sowieso immer eine Reise wert ist war es ein gelungener Kongress. Das Wissen wird hoffentlich wieder vielen Patienten zu Gute kommen.

Montag: Saarland.

Dienstag: Aachen.

Mittwoch Düsseldorf.

Nach einem anstrengenden Klinikalltag geht es nachmittags gleich von Düsseldorf Flughafen Richtung Hamburg, von dort mit dem Mietwagen nach Haderslev (ich habe mir sagen lassen, dass Hardersleben nicht mehr so gut ankommt).

Donnerstag: Am kommenden Morgen ist bei E-Vet dem dänischen Pendant von Henry Schein bereits alles für den TightRope-Kurs vorbereitet. Pünktlich um 9 Uhr stehe ich mit geöffneter Präsentation und Presenter (das Ding zum weiterklicken der Folien) vor der Leinwand, bereit zu starten. Kennen Sie den Film: „Es ist Vortrag und keiner geht hin?“. So kam ich mir vor und erhielt eine Lehrstunde ‚Deutsche Effizienz versus dänischer Gemeinschaftssinn und Gemütlichkeit‘ – alle Teilnehmer fingen erst einmal mit einem Frühstück an: ‚Das machen wir hier immer so.‘. Danach das klassische Kursprogramm (Diagnose Kreuzbandriss; zu Mittag Lachs; TightRope - die Technik, mit praktischen Übungen) mit wirklich sehr interessierten und fähigen Teilnehmern.

WAHNSINN! Das beschreibt den unglaublichen Veranstaltungsort in Freiham in München. Die Firma ARTHREX hat keine Kosten und Mühen gescheut ein phänomenales Kursgebäude zu errichten, in deren Räum ab jetzt auch Kurse für Tierärzte abgehalten werden. Dabei ist jeder der 80 (!) Arbeitsplätze mit High-End Arthroskopietürmen ausgestattet und sämtliche Materialien, die benötigt werden sind im Überfluss vorhanden. Ein Eldorado für jeden Kleintierchirurgen. Da wundert es nicht, dass sich die Kursteilnehmer und die Referenten Prof. Böttcher und Dr. Winkels beim ersten Arthroskopiekurs in München pudelwohl gefühlt haben. Man darf auf weitere Kurse gespannt sein und kann diese jedem interessierten Kleintierchirurgen nur wärmstens an Herz legen. ARTHREX hat mit seinem Motto „Helping Surgeons Treat Their Patients Better“ ernst gemacht. Glückwunsch!

ACP- Kurs am Freitag; TightRope Kurs am Samstag; Knochenanker Kurs am Sonntag. So lautet die Kurzbeschreibung der gehaltenen Kurse von Dr. Winkels in Norwegen. Dazwischen: schlafen, regenerieren, überteuertes norwegisches Bier oder Wein trinken. Die Kursräume sind bei JFA, einem Anbieter für veterinärmedizinischen Bedarf bestens ausgestattet und die Kursteilnehmer sind äußerst angenehm in ihrer differenzierten Art, ihrer skandinavischen Zurückhaltung und dabei doch intensivem Interesse an den Themen. Das war bestimmt nicht das letzte Mal in Norwegen und vielleicht bleibt beim nächsten Mal etwas Zeit die wunderbare Landschaft zu genießen.

In dieser Zeit habe ich mich auf die Prüfung des amerikanischen Colleges für Sportmedizin (ACVSMR – American College of Veterinary Sports Medicine and Rehabilitation) vorbereitet. Die Prüfung fand dann im Januar in Florida (USA) statt. Bisher bin ich der Einzige in Deutschland, der zur Prüfung zugelassen wurde, sie auch erfolgreich bestanden hat und nun den Titel Diplomate ASCVSMR tragen darf. Damit bin ich auch einer der Wenigen, die „double boarded“ sind, das heißt, dass ich zwei internationale Spezialisierungen habe, nämlich Chirurgie (Diplomate ECVS) und Sportmedizin – was sich zum Wohle der Patienten äußerst gut ergänzt. Viele Erkrankungen können nämlich durch gezielte Rehabilitation behandelt werden, bei manchen ist dagegen eine Heilung ohne vorherige Operation aussichtslos.

Dieser Kurs war von einem unglaublich hohen Niveau. Die anwesenden Teilnehmer mit teilweise internationalem Ruf kamen aus England, den Niederlanden und aus Frankreich. Dr. Winkels vermittelte in Theorie und Praxis die Technik des Caninen Unicompartimentellen Ellbogen (CUE). Durch seine Erfahrung wurden zahlreiche Tipps und Tricks ausgetauscht. Auch dieser Technik ist es zu verdanken, dass Hunde mit massiven Arthrosen im Ellbogengelenk erfolgreich behandelt werden und ein schmerzfreies Leben führen können. Allein aus diesem Grund führt Dr. Winkels seine Beratertätigkeit gerne aus.

Bereits Monate im Voraus war die Veranstaltung Lahmheitsseminar für den Praktiker nach Aussage des BPT ausgebucht. Am Samstag, den 20.9.2014 fanden sich 30 orthopädisch interessierte Tierärzte zur Fortbildung mit Dr. Philipp Winkels im Krefelder Zoo ein. Das schöne Ambiente des Krefelder Zoo konnte kaum bewundert werden, da es in der Zooscheune intensiv zum Thema wie man eine Lahmheit beim Hund entdeckt und diagnostiziert herging. Die rege Diskussion um dieses spannende Thema war außergewöhnlich und es konnten viele Themen angeschnitten und abgearbeitet werden. So konnte die wertvolle Bedeutung einer Frühdiagnostik mit bereits 12 Wochen auf Hüftgelenkdysplasie erörtert werden. Vergleicht man die Humanmedizin, wo bereits am 2. Lebenstag auf Hüftgelenkdysplasie untersucht wird, so wundert man sich, dass bei Hunden eine Untersuchung auf Hüftgelenkdysplasie erst mit 1 Jahr erfolgt. Auch wurde das Thema Supraspinatustendinopathien intensiv besprochen, als Differentialdiagnose zu Bizepssehnenproblemen.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass Hundehalter, zu Recht, immer anspruchsvoller werden, was eine exakte Diagnostik und Therapie betrifft. Dabei muss nicht immer etwas direkt operiert werden, sondern kann mit Mitteln und Methoden, die erfolgreich in der Hundesportmedizin eingesetzt, behandelt werden. Aufgrund reger Nachfrage wird es mit Sicherheit in 2015 ein Folgeseminar geben, versprach Dr. Philipp Winkels.

Mittwochabend am 27.8.2014 ging es in Königswinter bei über 40 Tierärzten für Kleintiere um Probleme in der Hinterhand beim Hund. Eingeladen hatte die Praxis Dr. Gereon Winkler aus Lohmar zu einem Überweiserabend mit fachlichem Austausch. Als Redner hat Dr. Philipp Winkels 3 Stunden über die Probleme in der Hinterhand beim Hund referiert. Dabei kamen spontane Diskussionen zwischen dem Referenten, dem Chefchirurg der Praxis Lohmar Dr. Ingo Majonica und den Kollegen aus dem Auditorium nicht zu kurz. Intensiv wurde v.a. über die Frühdiagnostik von Hüftgelenkdysplasie beim Hund diskutiert. So ist es sinnvoll bereits im Alter von 12 Wochen, also im Rahmen der 2. Impfung, eine Untersuchung auf eine lockere Hüfte durchzuführen. Sind Hinweise, wie ein positives Ortolanizeichen vorhanden, so sollte röntgenologisch und mit speziellen Messverfahren geprüft werden, ob ein kleiner chirurgischer Eingriff (Symphysiodese), der mit einer Spreizhose für Babies vergleichbar ist, möglich ist. Mit diesem Verfahren kann in einem Frühstadium, wissenschaftlich nachgewiesen, schlimmeres, wie Hüftgelenkarthrose, verhindert werden. Ähnlich ist es übrigens bei uns Menschen, wo bereits bei der U2 im Alter von 2-10 Tagen Kinder auf Hüftgelenkdysplasie untersucht werden, und nicht erst nach 12 Monaten, wenn Hunde ausgewachsen sind.

Mit den praxisnahen Tipps, wie „es gibt eigentlich kein „Versprungen“ als Ursache für eine länger als 2 Tagen bestehenden Lahmheit“ oder der dringende Rat ein angerissenes Kreuzband möglichst zügig zu versorgen und nicht zu warten bis es komplett gerissen und der Meniskus Schaden genommen hat können die Teilnehmer Ihr Wissen direkt in Praxis zum Wohl Ihrer Patienten umsetzen. Bei manchen Erkrankungen, wie dem carpalen Laxizitätssyndrom beim Welpen muss auch einfach nur geduldig abgewartet werden ohne chirurgische Maßnahme. Das entscheidende ist die korrekte Diagnose um dann eine gezielte, auf den Patienten abgestimmte Therapie durchzuführen.

Der Tagungsort „Haus Marienhof“ in Königswinter punktete durch seine gute Erreichbarkeit, den hervorragenden örtlichen Bedingungen und seiner Gastfreundschaft. Die Anfrage aus dem Auditorium, ob es eine Folgeveranstaltung in dieser Art wieder geben wird konnte bereits am Abend durch den Praxisinhaber Dr. Gereon Winkler mit der Aussage „In einem halben Jahr sehen wir uns wieder!“ bejaht werden. Dr. Winkler sieht diese Veranstaltung als Service an seine überweisenden Kollegen. Durch die Zusammenarbeit der Praxis Winkler in Lohmar mit Dr. Philipp Winkels als Spezialist für Chirurgie, Orthopädie und Hundesportmedizin können in Zukunft auch komplexere Operationen wie Kehlkopflähmungen beim Hund, Arthroskopien von Ellbogen, Schulter, Knie und Hüfte und Kreuzbandoperationen wie TPLO durchgeführt werden. Auch diese Zusammenarbeit soll zum Wohle der gemeinsamen Patienten erfolgen. Also dann - bis in einem halben Jahr.

Am 19. August war es wieder soweit: ein chirurgischer Einsatz bei meinem (mittlerweile) Freund Per Jorgen Engum in seiner Tierklinik in Stjordal, Norwegen. Er hat wie bereits in der Vergangenheit Hunde mit komplizierten orthopädischen Krankheiten „gesammelt“, so dass wir diese gemeinsam versorgen können. Unser „running gag“ ist, dass er diese Patienten „Kopfschmerz-Fälle“ nennt und ich „interessante coole Fälle“. Morgens ging es bereits früh los um den Flieger um 6 Uhr in Düsseldorf zu bekommen. Nach dem Umsteigen in Kopenhagen und pünktlicher Landung in Trondheim konnte um halb elf wurde die erste Operation begonnen. Wieder hat Per sehr interessante Fälle zusammengestellt, die nicht einfach zu lösen waren. Schlussendlich waren wir sehr zufrieden mit den Ergebnissen.

Der ECVS (European College of Veterinary Surgery)Kongress 2014 fand dieses Mal in Kopenhagen statt. Hier treffen sich jährlich die europäischen Kleintierchirurgie Spezialisten, um sich rund um die Kleintierchirurgie im Bereich Weichteilchirurgie, Orthopädie, Neurochirurgie und Oncochirurgie auszutauschen. Es werden ganz aktuelle Ergebnisse aus der Forschung präsentiert bevor sie erst viel später in Fachzeitschriften zu lesen sind. Auch werden Workshops mit praktischen Übungen zu neuen Operationsverfahren angeboten. Nicht zuletzt ist aber vor allem der Austausch zwischen Kollegen, die auf ähnlich hohem Niveau arbeiten von entscheidender Bedeutung, denn es muss nicht jeder die gleichen Fehler machen und jeder kann von dem anderen bei guten Erfahrungen profitieren. Auch wenn sich eine Kongressstadt wie Kopenhagen reizvoll anhört, so sieht man in der Regel nicht mehr als den Flughafen und das Kongresszentrum. Auch wenn mir nur ein Abend in der Stadt vergönnt war, so hat sich der Besuch wieder einmal gelohnt. Nächstes Jahr findet der Kongress in Berlin statt.